Freitag, 11. Oktober 2013

同济大学 - Tongji University



Heute will ich euch etwas über meinen Alltag hier in Shanghai an der Tongji Universität erzählen.



Die Tongji Universität wurde 1907 von der deutschen Regierung als ein erstes großes Projekt auswärtiger Kulturpolitik gegründet. Seither hat sie sich besonders in den Ingenieurs- und Wirtschaftswissenschaften einen Namen gemacht. Durch Partnerschaften mit vielen internationalen Hochschulen, besonders aber den deutschen, hat sie aber auch mehr und mehr in anderen Bereichen, wie den für mich interessanten Sozialwissenschaften an Renommee gewonnen.


Eins der Symbole der staatlichen Tongji Universität vor dem riesigen Hauptverwaltungsgebäude

Für mein Semester bin ich als regulärer ausländischer Student eingeschrieben, was bedeutet, dass ich alle meine Kurse auf Chinesisch belegen muss. Zusätzlich bekomme ich allerdings noch Chinesischunterricht mit weiteren Ausländern. Die meisten meiner Kommilitonen kommen aus Korea und Kasachstan, aber auch aus Russland, Myanmar und Australien. Sie sind alle schon mehr als ein Jahr hier und sprechen dementsprechend um einiges besser und flüssiger. Zur Zeit komme ich mit dem Aufholen des Stoffs nur schleppend voran, weil ich einfach sehr viele Worte aus dem Uni-Alltag noch nicht kenne.

Noch viel zu lernen...

Zur Zeit besuche ich drei Vorlesungen und meinen acht-stündigen Chinesischkurs. Hier lesen wir vor allem Texte, die mein bisheriges Pensum an chinesischem Lesestoff bei weitem übertreffen. In den Vorlesungen zu "Ostasiatischer Wirtschaft und Politik" und "Ideengeschichte des Westens" habe ich je ein ganzes Buch, das es wohl durchzuarbeiten gilt... Dazu habe ich noch eine Samstagsveranstaltung zu chinesischer Geschichte.



Die Klassenräume sind eigentlich wie in einer deutschen Schule und auch die Kursgröße ist normalerweise nicht über 30 Studenten; häufig sind es weniger. Kommt man von der Hauptstraße Siping Road durch das Haupttor, dann wird man direkt von einem großen Nachrichtenbildschirm des eigenen Tongji-Fernsehsenders begrüßt, der neben einer großen Mao-Statue steht. Diese Statuen sind - was aus einer westlichen Perspektive vielleicht komisch erscheinen mag - auf allen Campus zu finden. Für die Traditionsverbundenheit der Chinesen gibt es dann die Symbole der Uni...

Die belebte Siping Road

Das Haupttor

Dem "Vorsitzenden Mao" wird noch immer gehuldigt




Von dem Morgenspaziergang über den Campus, bei dem ich diese Fotos gemacht habe, bin ich auch in das Verwaltungsgebäude hochgefahren, wo man aus dem 22. Stock einen tollen Blick auf die Skyline Shanghais haben kann - nur wie man sieht ist heute ein ziemlich Smog-bedeckter Tag. Das Verwaltungsgebäude ist von früh bis spät geöffnet und ein sehr modernes Gebäude mit (in China schwer zu findenden) ruhigen Sitzgelegenheiten mit unglaublicher Aussicht.

Der Campus mit der Bibliothek (orange) und den Klassenräumen links und rechts davon

Der Blick auf Siping Road an einem smoggigen Tag

Und was man sehen könnte, wenn das Wetter gut wäre...

Die grünen Ruhe-Ecken im Verwaltungsgebäude


Mein Wohnheim ist idyllisch mitten auf dem großen und vergleichsweise grünen Campus gelegen. Die Ausländerwohnheime sind vergleichsweise luxuriös, auch wenn wir nur Einzimmerwohnungen mit einem Hochbett und einem Schreibtisch haben. Die chinesischen Wohnheime sind normalerweise Viererzimmer, was sich von einer europäischen Vorstellung von akzeptabler Privatsphäre doch deutlich unterscheidet.

Das Wohnheim. Ja, der Blick aus dem Fenster ist auf einer riesiges Hochhaus

Taiji



Vor dem Wohnheim ist ein kleiner Park, in dem morgens immer Bambusflöte gespielt wird und Tai-chi (eigentlich Tàijí Quán) Übungen gemacht werden. Nach dem Taifun von letztem Wochenende sieht es hier jedoch etwas chaotisch aus. 


So, die Bücher rufen mich. In zwei Wochen bekomme ich Besuch und es geht für knapp zwei Wochen einmal quer durch's Land - danach berichte ich wieder!

Bis dahin

Zaijian

Euer Niklas
aus China